Führung durch die Kirche

Der Kirchenraum
Nach barockem Bauverständnis ist der gesamte Kirchenraum als himmlischer Thronsaal zu verstehen, der Tabernakel ist der eigentliche Thron des Gottkönigs, vor dem vergoldete Engelsfiguren anbetend die Knie beugen und von dessen Gegenwart die Ewige-Licht-Lampe kündet. Das Beten und Feiern in einer prachtvollen Kirche wurde gerade von den Menschen der Barockzeit wie ein Stück Himmel auf Erden empfunden.
Dieser „himmlische Thronsaal“ präsentiert sich dem eintretenden Betrachter der Predinger Kirche als breites, dreijochiges Langhaus mit Kreuzgratgewölben auf Doppelgurten und Doppelpilastern. Das Licht der großen Fenster durchflutet das Kirchenschiff ungehindert. Der Blick wandert weiter in den Altarraum. Dessen Gewölbe ist zweijochig mit einem sogenannten 5/8-Schluß. Das Platzlgewölbe wird von Gurten getragen, die auf kräftigen Wandpilastern mit Gesimskapitellen ruhen. Die drei gotischen Fenster wurden 1983 freigelegt, das Maßwerk wurde ergänzt.
Die Kirche steht in West-Ost-Richtung. Die Blickrichtung nach Osten beim Gebet war bereits in vielen antiken Religionen verbreitet. Auch die Christen übernahmen diese Gebetsrichtung, denn im Osten glaubte man u. a. das Paradies gelegen, vor allem aber gilt Christus als die Sonne des Heiles, die im Osten aufgeht.
Die Innenmaße der Kirche lauten: Gesamtlänge 28,4 m, Breite des Kirchenschiffes 11,9 m, Höhe 11,2 m.
Hochaltar
Der Rokoko-Hochaltar aus der Mitte des 18. Jahrhunderts „in der Art des Jakob Peyer“ (Dehio) ist ein besonderer Glanzpunkt des Gotteshauses. Im Zentrum steht unter einem Baldachin auf einem Podest die aus dem 3. Viertel des 15. Jahrhunderts stammende, gotische, barock überschnitzte Gnadenstatue der Gottesmutter Maria (s. Abb. auf der Umschlagrückseite). Die seitlichen Gewandpartien und der Strahlenkranz sind ebenfalls barocke Beifügungen. Maria und das göttliche Kind, das sie im Arm hält, tragen Kronen auf dem Haupt. Marias Füße stehen in Anlehnung an die oben geschilderte Legende als Beschützerin der Christenheit auf einem Türkenkopf.
Mutter und Kind werden von überlebensgroßen Heiligenstatuen flankiert, innen von Joachim und Anna, den Eltern Mariens, außen von den Kirchenlehrern Augustinus und Ambrosius. Die Statuen stehen zwischen freistehenden Säulen, die ein verkröpftes Gebälk tragen. Dieses wird in der Mitte durch die figürliche Darstellung der Dreifaltigkeit, die der Gottesmutter die Himmelskrone überreicht, ausgefüllt. Links und rechts davon sind auf Podesten zwei anbetende Engel positioniert.
Der mächtige Tabernakel stammt aus der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Eine eigene Geschichte hat die Mensa des Hochaltares. Sie ist in der Form eines Glasschreines gestaltet, in welchem sich die Reliquien der römischen Märtyrerin Faustina befinden. Dieser heilige Leib war 1843 aus den Katakomben in Rom nach Graz gebracht worden. Von hier wurde er in feierlicher Prozession nach Preding übertragen und im eigens dafür adaptierten Glasschrein des Hochaltares beigesetzt. Gleichzeitig wurden die Altarplatte und die Altarstufen vom Grazer Steinmetz Pokorny erneuert.
Der von Franz Weiß entworfene Haupt- oder Volksaltar wurde im Zuge der letzten Kirchenrenovierung angeschafft und am 25. März 1984 von Diözesanbischof Johann Weber geweiht.
Die Seitenaltäre
Die Geschichte der Seitenaltäre, in ihrem Aufbau und z. T. auch mit ihren bildlichen und figürlichen Darstellungen aus dem 18. Jahrhundert stammend, ist sehr wechselvoll. Gleichzeitig mit dem Hochaltar weihte der Seckauer Bischof 1713 auch die beiden Seitenaltäre. Der Altar auf der Epistelseite wurde zu Ehren des hl. Josef und der 14 Nothelfer geweiht. Auf der Evangelienseite befand sich damals der Rosenkranzaltar. Es war dies ein Bruderschaftsaltar, denn in Preding gab es – laut eines Visitationsberichtes aus dem Jahr 1702 – seit 1574 eine Rosenkranzbruderschaft, die eigenes Vermögen hatte und damit wiederholt zur schöneren Ausstattung des Gotteshauses beitrug. Mit der staatlich verordneten Auflösung aller Bruderschaften 1783/84 wurde aus dem Rosenkranzaltar ein Patrizius-, dann ein Barbara-, 1894 ein Herz-Mariä-Altar. Jetzt ziert diesen Altar ein Bild des hl. Johannes Nepomuk. Dieses Altarbild wird flankiert von Statuen der beiden Bauernheiligen Notburga und Isidor.
Vom gegenüberliegenden Altar wurde 1894 das vom steirischen Künstler Josef A. Wohnsiedler gemalte Altarbild, den hl. Franziskus darstellend, entfernt und durch eine Herz-Jesu-Statue ersetzt. Die barocken Figuren auf beiden Seiten stellen die Apostelfürsten Petrus und Paulus dar. Ursprünglich war dieser Altar der Josefi- und 14-Nothelfer-Altar.
Ambo und Kanzel
Bereits aus dem 4. Jahrhundert gibt es Belege dafür, daß die Verkündigung von einem über Stufen erreichbaren, erhöhten Podest aus geschah. Der Name dieses Verkündigungsortes war bereits damals „Ambo“, hergeleitet vom griechischen „anabainein“, was übersetzt „hinaufsteigen“ bedeutet. Nach dem zweiten Vatikanischen Konzil kommt es zu einer „Neuentdeckung“ des alten Ambo. In Preding wurde dieser 1983 aufgestellt.
Die Kanzel, heute eher ein Relikt aus vergangener Zeit, hatte sich im 13. Jahrhundert in Italien entwickelt und sich im 15. Jahrhundert auch nördlich der Alpen allgemein durchgesetzt. Die vorhandene barocke Kanzel in Preding wurde 1765 um 300 Gulden angeschafft. Auf der Kanzelbrüstung sind die Symbole der vier Evangelisten – Stier, Mensch, Adler und Löwe, am Schalldeckel ist Christus im Kreise der Kirchenlehrer dargestellt.
Decken- und Wandbilder
Im Jahr 1921 wurde der steirische Kirchenmaler FELIX BARAZUTTI beauftragt, die bis dahin schmucklosen Gewölbeflächen der Kirche mit einem siebenteiligen Freskenzyklus aus dem Leben der Gottesmutter Maria zu versehen. Das erste Fresko befindet sich im Gewölbebogen des Presbyteriums und stellt die „Himmelfahrt Mariens“ dar. Im Kirchenschiff befinden sich in den drei Gewölbejochen auf der linken und rechten Seite je drei weitere biblische Szenen aus dem Marienleben. Auf der Südseite sind von vorne nach hinten zu sehen „Marias Aufopferung im Tempel“, „Maria findet den Jesusknaben im Tempel“ und „Jesus erklärt seiner Mutter die Bücher der Propheten“. Auf der gegenüberliegenden Nordfront sind wiederum von vorne nach hinten „Die Hochzeit von Kana“, „Der Leichnam Jesu im Schoße Mariens“ und „Mariä Verkündigung“ bildlich dargestellt.
Auch das Fresko an der Kirchenmauer außen über dem Hauptportal, die Marienlegende von Preding darstellend, stammt von Felix Barazutti.
Grabdenkmäler
Es war in der Vergangenheit ein besonderes Vorrecht von Kirchenvögten, Pfarrern und Wohltätern, sich in ihrer Kirche begraben zu lassen. Aus diesem Grunde finden sich auch in der Predinger Kirche eine ganze Reihe von historischen Grabsteinen aus dem 16. und 17. Jahrhundert. An erster Stelle ist hier der zwar unscheinbare, aber für die Geschichte der Pfarrkirche wichtige Grabstein des Pfarrers Matthias Heißl zu nennen, der am 24. Jänner 1698 in Preding verstarb. Positioniert ist dieser Grabstein auf der Südseite neben dem Seitenaltar. Daneben ist der Grabstein des Kirchenvogtes Erasmus von Saurau, der am 11. September 1588 in Graz verstorben ist, angebracht. An diesen schließt der Grabstein von Gilg von Saurau an, verstorben am 29. Juli 1563. Beide sind typische protestantische Grabsteine des 16. Jahrhunderts.
Weitere Grabsteine erinnern an Georg Wilhelm und Georg Christoph Galler sowie Anna Galler. Die Galler waren von 1590 bis 1640 Besitzer der Herrschaft Hornegg und damit Vögte der Kirche von Preding. Ein weiterer Vertreter aus dem Freiherrengeschlecht der Saurau war Georg von Saurau, dessen Grabstein sein Sohn Wolf Freiherr von Saurau 1588 hier hat anbringen lassen. Zu erwähnen sind auch noch der Grabstein des Predinger Pfarrers Johann Bapt. Tazl († 1691) und der figurenreiche Gedenkstein für Veit Reinprecht von Saurau aus dem 16. Jahrhundert.
Glocken und Orgel
Sowohl 1917 als auch 1942 mußten die großen Glocken der Pfarrkirche zu Kriegszwecken abgeliefert werden, lediglich die 1827 gegossene Barbara-Glocke, 1901 nach einem Sprung neu gegossen, blieb erhalten. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde von der Grazer Eisenwarenfirma Waltner eine aus Bosutu in Serbien stammende und im Zuge der Kriegswirren nach Graz gekommene Glocke erworben. 1949 wurden zwei weitere Glocken erworben und aufgezogen. Die größere zeigt Reliefs des hl. Josef mit dem Jesuskind und der hl. Anna sowie die Inschrift „Hl. Vater Josef und hl. Mutter Anna bittet für die Männer und Frauen von Preding“. Auf der zweiten, „mittleren“ Glocke sind „Maria in Dorn“ und der hl. Aloisius dargestellt. Die Inschrift lautet: „Hl. Maria in Dorn und hl. Aloisius rufet und schützet die Pfarrjugend von Preding“.
1955 wurde die von 1795 stammende Turmuhr durch ein elektrisches Uhrwerk ersetzt. 1957 wurde das elektrische Geläute installiert.
Die Orgel stammt aus dem Jahr 1937. Vom Vorgängerwerk, 1741 vom Grazer Orgelmacher Johann Georg Mitteregger aufgestellt, erhielten sich nur zwei Statuen, einen Engel und König David darstellend.